1888 legen die Arbeiterinnen bei Bryant & May die Arbeit nieder

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Streik bei Bryant & May 1888

Bryant & May stellt im 19. Jahrhundert Streichhölzer her. Und das in riesigem Stil, sie haben um die 5.000 Mitarbeitende. Sie nutzen für die Herstellung allerdings weißen Phosphor, der hochgiftig und sehr schädlich ist. 1888 streiken die Mitarbeiterinnen und fordern verbesserte Arbeitsbedingungen und das mit Erfolg. Die Forderungen der Frauen werden von der Firmenleitung akzeptiert. Sie gründen zudem eine eigene Gewerkschaft.

Feuer ist allgegenwärtig im 19. Jahrhundert. Ebenso gefährlich wie notwendig. Denn es wird zum Heizen oder Kochen gebraucht. Nützlich sind da kleine Zündhölzer, um ein Feuer zu entfachen. Eine Option ist lange Schwefel, der ist aber recht unzuverlässig. Deshalb ist die Entdeckung von Phosphor Anfang des 19. Jahrhunderts als Zündhilfe enorm wichtig. Und es ist günstiger.

Das Problem ist aber, weißer Phosphor ist in der Herstellung enorm gesundheitsschädlich. Er führt bei Menschen, die regelmäßig damit in Berührung kommen, zur schmerzhaften Deformierung des Unterkiefers. Der bekommt einen eigenen Namen: „Phossy Jaw“.

Schlechte Bedingungen

Es ist also bereits früh bekannt, dass die Arbeit mit weißem Phosphor gefährlich und gesundheitsschädlich ist. Seit den 1850er Jahren ist auch roter Phosphor bekannt, der ist deutlich weniger schädlich, aber teurer in der Herstellung. Bryant & May setzt also weiterhin auf weißen Phosphor.

In den Fabriken arbeiten meist Frauen. Sie werden schlecht bezahlt und zwar nach der Zahl fertiggestellter Hölzer. Wenn sie Fehler machen, wird ihr Lohn gekürzt und das auch willkürlich. Damit wird der knappe Lohn zusätzlich gekürzt, während die Stakeholder enorme Gewinne erhalten. 1888 kommt es schließlich zum Streik in der Londoner Fabrik.

Über den Beginn des Streiks und seinen konkreten Auslöser gibt es relativ wenige Informationen. Vermutlich ist der Rauswurf einer Arbeiterin das Ereignis, was zum Streik führt. Beginn war wohl Anfang Juli. Berichtet wird erstmals am 9. Juli über den Streik. Zu der Zeit hatten die Arbeiterinnen schon Forderungen aufgestellt und begannen, sich zu organisieren.

Unterstützung für den Streik
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Denn bis 1888 sind die Streichholzfabrikarbeiterinnen nicht gewerkschaftlich organisiert, ihr Arbeitsausfall wird nicht ersetzt, was es schwierig macht, ihn länger aufrecht zu erhalten. Doch es gelingt, eine Streikkasse einzurichten, über 700 Frauen werden so unterstützt. Gesammelt wurden die Spenden für die Spendenkasse über Zeitungsaufrufe.

Über die Öffentlichkeit können die Frauen ihr Anliegen auch Abgeordneten vortragen.

Die Zeitung ist ein wichtiges Medium, sie erzeugt die nötige Öffentlichkeit und Unterstützung für den Streik. Sie ist auch eine wichtige Quelle, denn Aufzeichnungen der Streikenden gibt es keine.

Der Streik ist erfolgreich, die Geschäftsführung lenkt in allen Punkten ein. Sie schafft den Strafenkatalog ab, die Frauen bekommen einen eigenen Pausenraum – auch ein enorm wichtige Verbesserung. Denn vorher mussten sie neben den giftigen Dämpfen ihre Pause verbringen. Darüber hinaus können die Frauen eine eigene Gewerkschaft gründen: die Union of Women Matchworkers.

Woher wissen wir, was wir wissen?

Das Beispiel macht deutlich, welche Rollen Quellen und deren Einordnung spielen. Denn von den Streikenden selbst gibt es keine Aufzeichnungen, keine Biografien. Über 700 Namen sind bekannt, da sie sich für die Streikkasse registrierten. Die Gründe und der genaue Beginn des Streiks sind nicht ganz eindeutig feststellbar, erst als die Zeitungen darüber informieren, gibt es Quellen.

Auch ist es wichtiges Ereignis, da die Arbeiterinnen selbst den Streik initiieren und nicht erst durch Unterstützung von außen ihre Arbeit niederlegen. Diese Unterstützung stellt sich erst nach Beginn des Streiks ein.

Quellen

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